• Andrea Toqani und Nicole Mahlberg von der Unwetterhilfe Ahr waren dabei.
  • Elisabeth Schuck (ganz links) mit dem Team der Kindertagesstätte Regenbogen
  • Das mobile Büro vor dem Kinderparcour der Kindertagesstätte Regenbogen.

Katastrophen

Fluthilfe: Eine Kindertagesstätte wurde zum Notfallzentrum – ein Interview

Projektberichte

Die Aufbauarbeiten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nach der Flut am 14. und 15. Juli 2021 dauern immer noch an. Trotz zahlreicher Spenden und Aufbauprogrammen geht es an vielen Orten nur sehr langsam voran. Kurz nach der Katastrophe wurden in betroffenen Ortschaften zentrale Informationspoints, Helfer- und Essensausgabestellen, Sachspendenlager und Notzentren eingerichtet. Auch die Kindertagesstätte Regenbogen in Antweiler fungierte kurz nach der Katastrophe als Notfallzentrum und war Anlaufstelle für Betroffene, Rettungs- und Hilfskräfte. Mittlerweile herrscht dort wieder Normalbetrieb. Am 9. Juli fand ein Sommerfest mit allen Kindern, Angehörigen und Freunden statt. Dank unserer Spenderinnen und Spender konnte NAK-karitativ das Fest finanziell unterstützen und etwas Freude in die kleine Ortschaft bringen. Nicole Mahlberg und Andrea Toqani, das Fluthilfe Team von NAK-karitativ, ist seit vielen Monaten regelmäßig in der Ortschaft, um Betroffene bei der Antragstellung staatlicher Mittel zu unterstützen. So entstand auch der Kontakt zum Kindergarten Regenbogen. Elisabeth Schuck, die Leiterin der Kindertagesstätte, erzählt wie aus dem Kindergarten ein Notfallzentrum wurde und was für die Kinder nach der Katastrophe wichtig war und auch jetzt noch wichtig ist.

NAK-karitativ: Liebe Frau Schuck, die Kindertagesstätte hat kurz nach der Katastrophe als Notunterkunft und Notfallzentrum fungiert. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Elisabeth Schuck: Glücklicherweise ging bereits mittags eine Warnung der Grundschule in Antweiler in unserer Einrichtung ein. Eine Lehrerin berichtete telefonisch, dass Klassenräume geflutet wurden und dass sich das Wasser bereits seinen Weg vom Berg hinunter ins Dorf bahnte. Wir haben umgehend die Eltern kontaktiert und sie darum gebeten, ihre Kinder abholen zu kommen. Gegen 16.00 Uhr hatten wir alle Kinder evakuiert. Durch die enormen Wassermassen, die vom Berg hinunterkamen und den immer höher steigenden Pegel der Ahr, haben in dieser Nacht leider einige Familien ihre Häuser und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Bereits am Tag der Katastrophe zeichnete sich dabei ab, dass die Kindertagesstätte Regenbogen in Antweiler in der nächsten Zeit wohl nicht mehr die Zufluchtsstelle für die Kinder sein konnte, die sie zuvor war. Vielmehr war es nun nötig, die Räumlichkeiten für Hilfesuchende offen zu halten und als zentrale Anlaufstelle für alle Menschen aufzubauen. So diente sie unter anderem dem Roten Kreuz als Stützpunkt, um schnelle medizinische Hilfe leisten zu können oder als Lebensmittellager für alle Betroffenen.

Doch natürlich waren auch die Kinder unmittelbar betroffen und standen mit ihren Familien vor riesigen Herausforderungen, die es nun inmitten der ganzen Situation zu bewältigen galt.

NAK-karitativ: In dieser Ausnahmesituation konnten natürlich die Kinder nicht so betreut werden, wie Sie sie sonst täglich in Ihrer Obhut haben. Hatten Sie hierdurch Einbußen oder finanzielle Ausfälle?

Elisabeth Schuck: Bereits am darauffolgenden Wochenende kam die Kindertagesstätte in Kontakt mit der Ortsgemeinde Wiesemscheid. Ohne großes Zögern wurde direkt gehandelt und der Ortsbürgermeister von Wiesemscheid, Herr Andreas Bauer, bot den Kindern und Erziehern der Kindertagesstätte in Antweiler das Bürgerhaus der Gemeinde als Unterkunft an. Vielen helfenden Händen ist der schnelle Umzug zu verdanken und die Kinder hatten hier einen sicheren Hafen, um Abstand vom Erlebten nehmen zu können und die Möglichkeit einen einigermaßen „normalen Alltag“ zu erleben. Schnell füllte sich das Bürgerhaus mit Kindern, die hier wieder gemeinsam spielen, toben und lachen konnten. Das war besonders wichtig in dieser Zeit – und ist es immer noch. Durch diese schnelle unbürokratische Hilfe konnte die Betreuung der Kinder der Kindertagesstätte Antweiler gesichert werden. Auch Kinder anderer Einrichtungen, wie der Kita Schuld oder Adenau, fanden hier eine Anlaufstelle. Nach einigen Wochen stabilisierte sich der Zustand in Antweiler wieder etwas und die eigentlichen Räumlichkeiten der Kita wurden nicht mehr anderweitig benötigt. Wieder einmal stand der Umzug der Einrichtung bevor, der dank vieler Helfer wieder sehr gut gelungen ist.

Alle Kinder waren froh, wieder gut in ihrem eigentlichen Kindergarten angekommen zu sein. Die Geschehnisse dieser Katastrophe machten sich von Zeit zu Zeit jedoch immer noch bemerkbar. So war zum Beispiel das Thema Wetter sehr in den Fokus vieler Kinder geraten. Die Erzieher selbst haben sich dadurch auch psychologische Unterstützung ins Team geholt, um bestmöglich auf die Kinder und ihre Bedürfnisse eingehen zu können. Auch die Unterstützung von außen war enorm. Durch verschiedenste Spendenformen konnten den Kindern kleine Freuden gemacht, aber auch große Wünsche erfüllt werden.

Durch die intensive Nutzung sind einige der Einrichtungsgegenstände etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, wie zum Beispiel der Teppichboden und einige Spieleteppiche der Kinder. Dank der vielen Spender, darunter auch NAK-karitativ, konnte hier aber bereits Abhilfe geschaffen werden. Das Hilfswerk stellte den Kindern neue Spieleteppiche zur Verfügung, CD-Player für die pädagogische Arbeit und Kochtöpfe für die Küche.

NAK-karitativ: Heute, am 9. Juli findet in der Kindertagesstätte Antweiler das lang erwartete Sommerfest und Tag der offenen Türe statt, zu dem alle Kinder, Eltern, Großeltern, Angehörige und Freunde mit eingeladen sind. Gibt es etwas, dass Sie heute ganz besonders feiern wollen?

Elisabeth Schuck: Nach all dem Erlebten möchten wir die Geschehnisse hinter uns lassen und positiv in die Zukunft blicken. Es geht vor allem darum, den Kindern und ihren Familien eine Freude zu bereiten und ihnen Zuversicht zu schenken. Auch wenn viele Betroffene noch immer einen weiten Weg vor sich haben, so wird am Ende doch alles gut. Wir sind froh gemeinsam Zeit verbringen zu können und dankbar für die beeindruckende Hilfe, die uns hier zu Teil wurde!

NAK-karitativ: Die Kindertagesstätte Regenbogen hat einen ganz besonderen Leitsatz für die Arbeit mit den Kindern. Möchten Sie diesen abschließend unseren Leserinnen und Lesern noch einmal näherbringen?

Elisabeth Schuck: Ja, wir haben einen Leitgedanken in unserer pädagogischen Arbeit mit den Kindern, welcher leider genau in unsere jetzige Weltsituation passt:

„Ob ein Kind zu einem warmherzigen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist. Je nachdem, ob sie ihm zeigen, was Liebe ist oder aber dies nicht tun. Auch künftige Staatsmänner und Politiker werden zu Charakteren geformt, noch bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben – das ist erschreckend, aber wahr.“

Dieses Zitat ist von Astrid Lindgren, der schwedischen Schriftstellerin, die bekannt wurde durch ihre vielfältigen Kinderbücher. Die Tatsache, dass sich die gesellschaftlichen Gegebenheiten in den Jahren grundlegend verändert haben, nicht zuletzt im Bereich Familie, wirkt sich auf unsere tägliche Arbeit mit den Kindern aus!

Jedes Kind sollte wie eine Persönlichkeit, die wir achten und wertschätzen aufwachsen dürfen. Aufbau von Selbstbewusstsein, Förderung der Selbstständigkeit,

Mitverantwortung und vor allem Vertrauen und Geborgenheit dürfen nicht fehlen.

Nimm ein Kind an die Hand und lass dich von ihm führen. Betrachte die Steine, die es aufhebt und höre zu, was es dir erzählt. Zur Belohnung zeigt es dir eine Welt, die du längst vergessen hast.

 

 

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