Müllberge in der Hauptstadt Gambias
Müll prägt das Stadtbild der gambischen Hauptstadt Banjul. Die Bevölkerung ist dazu gezwungen, den gesundheitsschädlichen Müll eigenhändig umzusetzen, darin zu leben und in ihm zu arbeiten. Kommunen und Stadt können die Berge von Abfällen nicht bewältigen. Die Müllentsorgung findet meist „durch das Fenster“ statt, ohne zu überlegen, wer den Müll abfährt. Offizielle Sammelstellen für Müll gibt es kaum. Der lokale Partner Dresden-Banjul-Organisation (DBO) führt nun sechs Mal pro Jahr Reinigungsaktionen durch. Dabei werden regelmäßig bis zu 400 Tonnen von den LKWs abtransportiert. Die Kosten für die Müllcontainer, Bagger, LKWs, das Gehalt der Fahrer sowie die Müll- und Kompostanlagen werden dabei von NAK-karitativ getragen.
Einrichtung einer Wertschöpfungskette für Müll
Bei der Betrachtung des Mülls, der aus organischem (z.B. Essensreste) und anorganischem (z.B. Plastik, Kunststoff) Material besteht, entstand die Idee, Kompost zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Bodenstruktur herzustellen. Um die Qualität des Komposts aufzuwerten wurde die technisch-biologische Mitarbeit der Firma IMA (Institut für mikrobiologische Analytik) gesucht. Die deutsche Gesellschaft für Entwicklung konnte gewonnen werden, um die Herstellung von Kompost finanziell zu unterstützen. Für jede Tonne, die zum Vertrieb auf der Kompostanlage von DBO aufbereitet wurde, zahlt die Firma IMA etwa 20 Euro.
Müllaufbereitungsanlage in Tambana und Bakothe
An zwei Orten, Tambana und Bakothe, wird nun organischer und anorganischer Abfall aufbereitet und weiterverwertet. Der Ort Tambana liegt etwa 40 Kilometer vom Stadtzentrum Banjuls entfernt und verwertet organischen Müll. Bakothe ist ein eng bevölkerter Stadtteil nahe dem Zentrum Banjuls, wo auf einer großen Müllhallde der anorganische Abfall (überwiegend Plastikmüll) angeschafft wird. In Tambana werden auf einer Fläche von einem Hektar wöchentlich 20 Tonnen Kompost in zwei Bürocontainern aufbereitet. Durch die tropische Hitze kann die weitere Zersetzung des Komposts durch die Bakterien nur durch dauerhafte Berieselung von Wasser erfolgen. Nach circa 6 Wochen kann der Kompost dann als Schüttware oder in 25 Kilogramm Säcken an Kleinbauern verkauft werden. Neben der Anlage in Tambana befindet sich ein großer Gemüsegarten. Die Düngung der Felder mit dem erzeugten Kompost zeigte, dass sich nicht nur die Bodenstruktur, sondern auch die Erträge besserten. Gemüse wie z.B. Salat kann zwei Wochen schneller gedeihen, womit nun eine zusätzliche Ernte pro Jahr erzielt werden konnte.
Nachhaltigkeit und Wirkung
Die Müllaufbereitungsanlage in Tambana läuft mittlerweile so erfolgreich, dass die Firma IMA die die Arbeit der Deponie bezuschusst. Mit dem Geld können die Mitarbeiter bezahlt und Treibstoff für die täglich stattfindende Müllabfuhr bezahlt werden. In Banjul selbst hat nun ein Umdenken stattgefunden. Der Müll wird nun in Behältern getrennt: Anorganischer Müll (Plastik, Hygieneartikel, Kunststoff) kommt in blaue Behälter, organischer in grüne Container. Die privaten Bewohner Banjuls bringen nun vermehrt den anorganischen Müll zu der Deponie in Bakothe oder werfen ihn in den jeweiligen blauen oder grünen Container. Dies hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich weniger Müll in den Straßen türmt und weniger Schadstoffe in die Luft gelangen. Erste Schritte zu einem nachhaltigen Müllmanagement konnten in dem Sinne unternommen werden.