Ehemalige Projektteilnehmende helfen ihren Mitmenschen
Zu Beginn jeder Projektphase werden die zukünftigen Ziegenhalterinnen und Ziegenhalter umfassend geschult und bauen unter fachlicher Beratung ihren Ziegenstall in Eigenverantwortung auf. So übernehmen die Begünstigten von Beginn an Eigenverantwortung. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Nachhaltigkeit des Projektes aus, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein und das sogenannte Ownership der Ziegenhalterinnen und Ziegenhalter, also das Bewusstsein dafür, dass die erhaltenen Ziegen ihr Besitz sind und sie entsprechend selbstständig für deren Wohl und Aufzucht verantwortlich sind. Der Stall ist so konzipiert, dass der Dung leicht gesammelt werden kann, um ihn als Dünger für den Nahrungsmittelanbau nutzen zu können.
Die in Gruppen organisierten Bäuerinnen und Bauern erhalten dann jeweils zwei weibliche und eine männliche Ziege für den Herdenaufbau. Damit möglichst viele Menschen erreicht werden, wird mit den Gruppen vereinbart, dass sie nach erfolgreicher Zucht und nach rund einem Jahr einige Ziegen weitergeben. Damit wird auch verhindert, dass sich Geschwistertiere miteinander paaren. Eine der Gruppen aus der nun dritten Projektphase ist die Gruppe Wendo Mweiga Woman. Sie hat einige Ziegen von der Gruppe Matenga Katangane erhalten, die aus der unmittelbaren Nachbarschaft kommt und bereits erfolgreich eine Herde aufgebaut hat.
Von Ziegenhaltung bis Agroforstwirtschaft
Die Ziegenhaltung hat zum Ziel, die Ernährungssituation der Familien zu verbessern, indem der Dung für die Felder genutzt wird und die Milch die eigene Ernährung ergänzt. Sind die Ziegen etwa zehn Monate alt, fangen sie an etwa drei Liter Milch pro Tag zu produzieren. Zudem wird durch die Deckung anderer Ziegen durch den eigenen Bock sowie den Verkauf der übrigen Milch und der Nachzucht langfristig Einkommen erzielt. Zur präventiven Absicherung zahlen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern einmalig 45 Euro in einen sogenannten „Mortality Fund“ (Sterblichkeits-Fond) ein. Verstirbt eine Ziege, kann durch diesen Gruppenfond die Neuanschaffung finanziert werden.
Auch der Ziegendung spielt eine wichtige Rolle, da Grevilla-Bäume als Futtermittel für die Tiere angebaut werden. Durch den natürlichen Dünger wachsen die Bäume schneller und der Boden bleibt langfristig fruchtbar. Da die Futterbäume in den Feldern gepflanzt werden, eine weitere Bedingung, um am Projekt teilnehmen zu können, wird im Rahmen eines Agroforstwirtschaftsansatzes dafür gesorgt, dass die Böden der Felder fruchtbar bleiben.
Um das Konzept der Agroforstwirtschaft zu verbreiten und die Ernährungssicherung sowie den Bodenschutz in der gesamten Region nachhaltig zu verbessern, werden fünf Schulen in der Region jeweils mit einem Wassertank ausgestattet, der ein Fassungsvermögen von 30.000 Litern hat. Mit diesen Ferrozement-Tanks wird Niederschlagswasser und Wasser aus der öffentlichen Versorgung bevorratet und die Bewässerungssysteme, mit denen die Schulgärten ausgestattet werden, darüber gespeist. Neben Gemüse werden an den Schulen auch Agroforstbäume angepflanzt. Ein Agroforstsystem kombiniert den diversifizierten Nahrungsmittelanbau mit Bäumen und wirkt sich positiv auf die Nährstoffversorgung und Wasserverteilung im Boden aus. Die Pflanzen helfen sich also nicht nur gegenseitig, sondern laugen auch den Boden nicht aus. Aufgrund der zunehmenden Trockenheit in Ostafrika ist es wichtig, dass nachhaltige Konzepte etabliert werden, um den Nahrungsmittelanbau langfristig möglich zu machen. Schulgärten sind dafür ein wichtiger Ansatzpunkt, um das Wissen in die Gesellschaften zu tragen.
Bienenhaltung für die Honigproduktion
In das Projekt wurde die Bienenhaltung als weitere Komponente aufgenommen. Damit werden auch Kleinbäuerinnen und Kleinbauern berücksichtigt, die in der Nähe des verbliebenen tropischen Regenwaldes leben. Die Haltung von Bienen zum Honiganbau dient der Diversifizierung und Einkommensförderung. Hierzu werden insgesamt 60 Bienenstöcke zur Verfügung gestellt.
Begleitet werden die Maßnahmen durch Schulungen in artgerechter Bienenhaltung und der Honigvermarktung. Viele der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern haben bereits zuvor Bienen gehalten, jedoch wurden hierzu traditionelle Methoden eingesetzt. Dabei dient ein ausgehöhlter Ast oder Baumstumpf als Bienenbehausung, während bei der moderneren Methode Bienenkästen mit Einzelrahmen zum Einsatz kommen. Der wesentliche Unterschied: Zur Ernte des Honigs bei der traditionellen Methode wird sehr viel Rauch genutzt, um die Bienen herauszutreiben. Nur so gelangt man an den Honig. Der Honig nimmt zudem den Rauchgeschmack an, womit ein Qualitätsverlust verbunden ist. Zudem schadet diese Vorgehensweise den Bienen bis hin zum Verlust der Königin, die für den Fortbestand des Bienenvolkes notwendig ist. Auch der Ernteertrag an Honig ist bei der modernen Methode pro Bienenstock sehr viel höher. Pro Glas Honig kann auf den Wochenmärkten mehr als 5 Euro verdient werden.
Mit der Haltbarkeit der Milch steigen die Einkommensmöglichkeiten
Eine weitere Wertschöpfungskette soll durch die Kühlung und Weiterverarbeitung der Milch zu Joghurt entstehen. Die Milchproduktion der bisher am Projekt beteiligten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verläuft sehr erfolgreich. Der Abverkauf der Milch ist aber ohne Kühlungsmöglichkeiten nur punktuell möglich und unterliegt zudem starken Preisschwankungen. Das ändert sich, wenn die Milch länger haltbar ist oder sie weiter verarbeitet werden kann zu anderen Milchprodukten. Zudem lassen sich in den Städten mit einer Milchtüte zwischen 50 bis 60 Eurocent verdienen. Eine gute Einkommensmöglichkeit, bedenkt man, dass der Monatslohn der Familien im Schnitt bei 250 EUR liegt.