Zu wenig Unterstützung für Kinder und Jugendliche aus armen Familien
Zwar gibt es in Haifa bereits einige Jugendzentren, in denen Jugendliche betreut und gefördert werden, das Angebot deckt jedoch bei Weitem nicht den Bedarf an Unterstützung. Mittellosen Kindern und Jugendlichen bleibt der Zugang meist verwehrt, weil für die Programme geringe Gebühren gezahlt werden müssen. Die finanziellen Möglichkeiten einer Familie gehen Hand in Hand mit Bildungserfolgen und späterer beruflicher Entwicklung. Die langfristigen Folgen der Armut reichen bis in das Erwachsenenalter. Die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen leidet besonders, wenn es einen Mangel an existenziellen Gütern, ausreichendem Wohnraum mit Rückzugsmöglichkeiten und ausgewogene Ernährungsmöglichkeiten gibt. Die fehlenden Möglichkeiten wirken sich auch negativ auf die Bildungs- und Teilhabechancen aus.
Dabei wäre es gerade jetzt für jungen Menschen so wichtig, aufgefangen zu werden. Durch die Coronakrise hat sich die Situation in vielen Familien noch einmal deutlich verschärft. Der pandemiebedingte Verlust des Arbeitsplatzes, Frustration und Perspektivlosigkeit der Eltern, gepaart mit der Enge der kleinen Wohnungen in den Großfamilien während des Lockdowns, ließen die häusliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche um bis zu 30 Prozent steigen. Es wird befürchtet, dass die inoffiziellen Zahlen sogar noch weitaus höher liegen.
Fehlt der PC keine Teilnahme am Online-Schulunterricht
In diesem angespannten Klima ist es für die Kinder und Jugendlichen nur schwer möglich, sich persönlich und akademisch zu entwickeln. Denn, ähnlich wie in Deutschland, waren während der Coronapandemie auch in Israel die Schulen geschlossen. Zwar wurde Online-Unterricht angeboten, jedoch fehlte in den armen Familien teilweise das digitale Endgerät oder mehrere Geschwister teilten sich ein Tablet oder einen PC. Den jungen Menschen blieb damit die Möglichkeit verwehrt ihre digitalen Fähigkeiten zu erweitern oder adäquat am Unterricht teilzunehmen. Bei vielen Kindern und Jugendlichen entwickelten sich durch den fehlenden Unterricht beim Schulstoff inhaltliche Verständnisdefizite, die aufgrund fehlender Kapazitäten bei den Eltern oft nicht ausgeglichen werden konnten. Selbst bei regelmäßiger Teilnahme am Online-Unterricht, blieben viele junge Menschen hinter ihren vorherigen Leistungen zurück. Bei nicht wenigen war die Versetzung in die nächste Klasse oder der Abschluss gefährdet. Ein Übergang auf die nächsthöhere Schule war somit nicht möglich.
Außerschulische Förderangebote und psychologische Unterstützung
In Kooperation mit der Association of Grace, einer in Haifa ansässigen NGO, setzt sich NAK-karitativ jetzt in einem Projekt für ein umfangreiches Bildungs- und Förderangebot für die benachteiligten jungen Menschen ein. Dreißig Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren aus besonders bedürftigen Familien werden durch das Programm „Youth at Risk“ (gefährdete Jugendliche) im Haus der Gnade in ihrer schulischen Situation unterstützt. Durch das Angebot wird ihnen ein Rahmen geboten, in welchem sie sich, neben der Verbesserung ihrer schulischen Leistungen, auch auf persönlicher Ebene weiterentwickeln können. Die Jugendlichen, die an dem Projekt teilnehmen, kommen aus Familien, die von Sozialarbeitern aus dem Haus der Gnade unterstützt und beraten werden.
Die Unterstützung bei der Aufarbeitung des Schulstoffs übernehmen Studierende der Universität in Haifa. Mehrmals die Woche wird die Betreuung angeboten. Die Studierenden kommen aus verschiedensten Kulturkreisen weltweit. Es wird also nicht nur der intellektuelle, sondern auch der interkulturelle Horizont der Jugendlichen erweitert. Daneben werden im Haus der Gnade Sportkurse, Kunstworkshops und andere Aktivitäten angeboten, in denen die Jugendlichen zusammen ihre Interessen und Talente ausleben können. Der Zusammenhalt stärkt das Selbstwertgefühl und fördert die persönliche Entwicklung.
Das Projekt wird zusätzlich von Freiwilligen des lokalen Rotary Clubs im Rahmen des „Big Brother/Sister Programme“ unterstützt. Die Freiwilligen begleiten die jungen Menschen zu Freizeitaktivitäten, wie Kino-, Zoo-, oder Museumsbesuchen. Durch das Freizeitprogramm sollen die jungen Menschen zumindest kurzzeitig eine gewisse Unbeschwertheit erleben dürfen.
Eine weitere wichtige Projektkomponente stellt die psychologische Unterstützung der jungen Menschen mit besonderen Bedürfnissen dar. Eine Sozialarbeiterin, die eng mit den entsprechenden Familien zusammenarbeitet, identifiziert Kinder und Jugendliche, die ernste psychologische Auffälligkeiten aufweisen. Diese werden im Vorfeld oft nicht erkannt oder können adäquat aufgefangen werden. Oft gibt es Probleme in der Schule oder im Elternhaus. In Einzel- und Familienbetreuungen bekommen sowohl die Eltern als auch die Jugendlichen Werkzeuge und Mechanismen an die Hand, wie sie mit Konfliktsituationen besser umgehen können. Die Projektverantwortlichen stehen in engem Austausch mit den Schulen der Jugendlichen. In Assessments werden die individuellen Bedürfnisse mit den jungen Menschen, ihren Familien und Schulen kontinuierlich evaluiert.
Durch das Youth at Risk-Programm erhalten die Jugendlichen ungeteilte persönliche Aufmerksamkeit und Unterstützung. Ihnen wird ein „sicherer Hafen“ geboten und die Möglichkeit, ihre schulischen Leistungen zu verbessern, ihre Fähigkeiten selbstbewusst zu entfalten und somit einen Weg aus der Abwärtsspirale und Perspektivlosigkeit zu finden.
Armut muss nicht Erfolglosigkeit bedeuten! Unterstützen Sie unser Projekt und schenken Sie Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien eine Möglichkeit, ihr volles Potential zu entfalten.
Unsere Maßnahmen im Überblick:
30 Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren erhalten Unterstützung im Haus der Gnade, um ihre schulischen Leistungen zu verbessern und sie bei einer gesunden persönlichen und sozialen Entwicklung zu unterstützen
- In Kooperation mit der Association of Grace und dem Haus der Gnade gibt es ein Förder- und Betreuungsangebot. Dieses umfasst:
- Hausaufgabenbetreuung
- Vorbereitung von Lernstoff
- Sportkurse, Kunstworkshops, Wissenschaftsaktivitäten
- Freizeitaktivitäten werden ermöglicht, wie z.B. Kino, Museums- oder Zoobesuche
- Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen erhalten gemeinsam mit ihren Familien ein psychologisches Unterstützungsangebot zur verbesserten Konfliktlösung