Situation
Die Milchviehhalter in den ländlichen Regionen rund um Nigers Hauptstadt Niamey haben wegen der schlecht ausgebauten Infrastruktur kaum eine Chance die Milch ihrer Tiere gewinnbringend zu verkaufen. Es fehlt an Milchsammelstellen sowie Kühl- und Transportmöglichkeiten. Während die Milchviehalter gezwungen sind besonders die Abendmilch zu verschenken, greifen die Molkereien auf billiges, aus Europa importiertes Milchpulver zurück, um die Nachfrage zu befriedigen.
Fehlenden Transportmöglichkeiten sind nicht der einzige wirtschaftliche Nachteil, dem die Viehhalter im Niger unterliegen. In dem Wüstenstaat, ist es den hungernden und unterversorgten Menschen während der lang anhaltenden Trockenperioden kaum möglich ihr Vieh so zu ernähren, dass es angemessen viel Milch produziert. Eine Kuh im Niger gibt gerade einmal 10 bis 20 Prozent der Milchmenge, die eine Kuh in unseren Breitengraden gibt. Manchmal sind das gerade einmal ein bis zwei Liter am Tag, wenn überhaupt.
Der Weg der Milch: Vom Viehhalter zur Molkerei
17 km entfernt von der Hauptstadt Niamey hat unser lokaler Partner GAJEL-Sudubaba (Groupement d’Action culturelle et de développement des Jeunes Eleveurs) bereits ein Gelände gekauft. Dort sollen zukünftig eine Futtersammelstelle und eine milchverarbeitende Produktionsstätte entstehen, mit dem Ziel täglich 2.000 Liter Milch von den 165 umliegenden Milchviehhaltern abzukaufen, zu verarbeiten und an Molkereien zu verkaufen.
Die Maßnahmen:
- Eine Milchsammel- und produktionsstelle wird gebaut und ausgestattet
- Tägliche Milchsammlungen werden unter Einbeziehung der Bevölkerung organisert
- Feste Abnahmeverträge mit Molkereien werden geschlossen
- Ein Futtermittellager wird gebaut
- Der Anbau von Futtermittel wird verbessert
- Schulungen zu Futteranbau, Melkhygiene, Steigerung der Milchqualität und Tiergesundheit werden durchgeführt
Maßnahmen 1-3: Struktur, Milchsammlung und Verarbeitung
In der ersten Phase werden die Gebäude für die Milchlagerung und -verarbeitung hergerichtet. Zwei Tanks mit jeweils 1.000 Litern Fassungsvermögen werden beschafft. Für die Pasteurisierung und anschließende Kühlung der Milch wird eine Solaranlage installiert, die mittels einer Pumpe aus dem Bohrloch auf dem Gelände das benötigte Wasser befördert. Um die Milch von den Kleinbauern abzuholen, werden 10 Fahrräder zur Nutzung für die Milchsammler beschafft, die zwei Mal am Tag die Milch bei den Viehhaltern abholen.
Nach der Sammlung wird die Milch in der Produktionsstätte hitzebehandelt und zwischengelagert. Mittels zwei dreirädrigen Motorrädern wird die Milch zu den Milchvertrieben in die Stadt transportiert, mit denen zuvor Abnahmeverträge verhandelt wurden.
Maßnahme 4:Sicherung des ganzjährigen Zugangs zu Futtermitteln
Parallel zu der Milchsammelstelle baut GAJEL bereits in der Nähe zum Fluss Niger auf 15 ha Land Futterpflanzen an. Um die getrockneten Pflanzen zu lagern und den Milchviehhaltern während der Trockenperioden Zugang zu Futter für ihre Tiere zu ermöglichen, wird neben der Milchsammelstelle ein Futtermittellager errichtet. Zukünftig können sich die Viehhalter gegen geringes Geld Futtermittel aus dem Lager zukaufen und sind nicht mehr von den horrenden Preisen des Marktes abhängig, die sie sich ohnehin nicht leisten können.
Maßnahme 5: Wissensvermittlung
Milchmenge und -qualität der einzelnen Viehhalter sollen verbessert und auf ein angemessenes Leven gebracht werden. Nur so können sie ihr Einkommen und damit ihre Lebensverhältnisse verbessern. Unter diesen Aspekt werden Schulungen zu den Themen Melkhygiene, Tiergesundheit, Herdenmanagement und Futteranbau abgehalten.
Wirkung und Nachhaltigkeit
Die Viehhalter können durch die organisierte Milchsammlung sowohl die Morgen- als auch die Abendmilch verkaufen. Besonders für die Abendmilch bedeutet das zusätzliche Gewinne. Zuvor musste diese nämlich gegen sehr geringes Entgelt abgegeben werden, verschenkt oder sogar entsorgt werden. Die verbesserte Futtermittelbeschaffung ermöglicht eine gleichbleibende Versorgung der Tiere und damit eine gleichbleibende Produktionsmenge.
Neben der erwarteten Einkommenssteigerung der Viehhalter und damit die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Milchviehhalter, werden durch das Projekt Arbeitsplätze in der Milchsammlung und -produktion geschaffen.
Die Milchsammelstelle ist zudem modular aufgebaut, sodass an die bestehenden Gebäude weitere Räume für zusätzliche Tanks angebaut werden können. Es wird davon ausgegangen, dass die anfängliche Menge von 2.000 Litern Milch pro Tag innerhalb von zwei Jahren verdoppelt werden kann.
Unsere Beraterin Sandrine Mesnard betreut das Projekt technisch und administrativ. Das Projekt wir vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.