Begriffswiki
Spargruppen
In ländlichen Gebieten, unter anderem in Malawi, Sambia und Kenia, erwirtschaften die Bewohnerinnen und Bewohner meist nur sehr wenig Einkommen. Ihre Gewinne durch den Verkauf der wenigen Überschüsse aus ihrem landwirtschaftlichen Anbau, wie Tomaten, Zwiebeln und Erdnüsse, reichen gerade einmal aus, um ihre Familien zu ernähren. Sie leben meist am Rande des Existenzminimums und haben dadurch keinen Zugang zu konventionellen Finanzdienstleistungen, wie einem Bankkonto oder Kreditfinanzierungen. In Malawi und Sambia sind Spargruppen fester Bestandteil unserer Projekte. Ziele der Spargruppen sind:
- Erhöhung des Haushaltseinkommens
- Sicherung der Infrastruktur, die durch Spenden errichtet wurde (z.B. Brunnen und Toiletten)
Dazu werden die Projektteilnehmenden dabei unterstützt sich in Gruppen zu organisieren und erhalten Schulungen zu Spar- und Kreditthemen. Bei der Organisation werden die Interessierten dabei unterstützt, dass die Gruppen möglich heterogen aufgestellt sind und in jeder Gruppe Personen sind, die lesen, schreiben und rechnen können. Je nach Zielsetzung wird auch auf das Einbeziehen andere Fachkompetenzen Wert gelegt.
Auf dem Lehrplan für die Schulungen stehen das Verstehen der grundsätzlichen Funktion des Spar- und Kreditsystems und die Finanzbuchführung; u.a. werden folgende Fragen behandelt:
- Warum sollte man Geld sparen?
- Wie spart man Geld in der Gruppe?
- Welche Investitionsmöglichkeiten habe ich?
- Wie fasse ich Geldein und -ausgänge als Gruppe nach?
- Wie hoch sollten und können die Zinsen sein, die ich als Gruppe erhebe?
- Wie werden Gewinne als Gruppe und als Privatperson bestmöglich genutzt?
Nicht zuletzt werden Themen zum Gruppenmanagement behandelt, damit die Teilnehmenden Konflikte eigenständig lösen können. Sobald die Schulungen beendet sind, zahlt jedes Gruppenmitglied in die Gruppenkasse monatlich so viel Geld ein, wie er oder sie möchte. Je nach Einlage können sich die Gruppenmitglieder Kredite, verschiedene Geldbeträge, für ihre persönliche Investition in eigene einkommensschaffende Maßnahmen gewähren lassen. Meist bestehen diese Aktivitäten aus dem Anbau von Gemüse, der Viehzucht, Verkauf von Backwaren oder Fisch. Entsprechend fließen die Kredite in den Kauf von Saatgut, Düngemitteln, Futterzusätze und andere Materialien, die dafür notwendig sind.
Dieses Startkapital ermöglicht es den Teilnehmenden mehr Fläche zu bewirtschaften oder überhaupt eine eigene Geschäftsidee umzusetzen, mit der sie selbstbestimmt für ihr Haushaltseinkommen sorgen können. Die Kreditrückzahlung erfolgt inklusive Zinsen (meist 10%). Es entsteht ein positiver Kreislauf: Die Gruppenkasse erhöht sich stetig, also können mehr Kredite ausgezahlt werden und die Geschäftsideen nach und nach erweitert und vervielfältigt werden. Stück für Stück werden die Menschen also beim Aufbau eigener Kleinstunternehmertätigkeiten begleitet, wobei sie die Verantwortung dafür zum größten Teil selbst tragen.
Die Gewinne haben auch zwei weitere Zwecke: Die Familien können sich diese auszahlen lassen, wenn Schulgebühren fällig werden und müssen nicht mehr ihr Vieh verkaufen. Auch wird auf Wunsch ein Teil der Gewinne zum Ende eines Jahres anteilig zur getätigten Spareinlage ausgezahlt.
Zudem ermöglicht das Gruppenkapital die von NAK-karitativ finanzierte Infrastruktur zu erhalten. Im Falle der Instandhaltung eines Brunnens gibt es dazu zwei Möglichkeiten:
- Durch die Spargruppen ist das Haushalteinkommen so gestärkt, dass die Familien für die Nutzung des Wassers aus dem errichteten Brunnen monatlich einen Beitrag an eine andere Gruppe zahlen, die spezifisch für die Verwaltung des Brunnens ausgebildet wurde.
- Die Spargruppen agieren gleichzeitig als Verwaltungskomitee des Brunnens und richten eine separate Sparkasse ein, in den automatisch ein Teil der Gewinne einfließt und mobilisieren zusätzlich die Wassernutzer zur Entrichtung einer Gebühr. In dem Fall erhalten die Spargruppen Ausbildungen im Spar- und Kreditwesen als auch im Wassermanagement.
Auch wenn die Menschen ihre Gewinne ohnehin in erster Linie in Nahrung und in die Bildung ihrer Kinder investieren, achten wir an unseren Bildungseinrichtungen ganz besonders darauf, dass die Eltern sich in Spargruppen organisieren, um einen Unkostenbeitrag aufbringen zu können, sodass auch die von uns finanzierten Vorschulen eines Tages eigenständig sind und die Betriebskosten nicht mehr von Spenden abhängig sind.