Interview zum Weltfrauentag 2024

Unsere Kollegin Vitu aus Malawi erläutert in einem Interview, die Fortschritte und Herausforderungen zur Geschlechtergleichstellung in Afrika und welche Rolle Bildung dabei spielt. 

Wir: Vitu, glaubst du, dass sich die Geschlechtergleichheit in Afrika verbessert? Wenn ja, welche Fortschritte siehst du?

Vitu: Afrika hat bemerkenswerte Fortschritte bei der Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter gemacht und tut dies auch weiterhin. Einzelne Länder haben sich auf internationaler und regionaler Ebene verpflichtet, alle Formen von Verstößen gegen Frauen zu beseitigen. Es werden gezielte Maßnahmen ergriffen, um die Beteiligung von Frauen in verschiedenen Bereichen des Lebens zu fördern. So sind beispielsweise in Malawi 40 % der Parlamentssitze für Frauen reserviert, um sie zur Teilnahme an der Politik zu ermutigen. Auch wenn dieses Ziel noch nicht erreicht wurde, bemühen sich sowohl die Regierung als auch die Interessengruppen des Landes um eine stärkere Beteiligung von Frauen. Darüber hinaus zeigt der Weltbankbericht vom November 2023, dass die Länder in der Subsahara-Region erhebliche Anstrengungen unternommen haben, um die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Die Gleichstellung der Geschlechter in Afrika verbessert sich, wie die höhere Einschulungsrate von Mädchen, die stärkere Beteiligung von Frauen an der Politik, der Anstieg der Zahl der Frauen in der Erwerbsbevölkerung, die Tatsache, dass Frauen für eine vergleichbare Arbeit den gleichen Lohn erhalten wie Männer, und die Abschaffung schädlicher kultureller Praktiken zeigen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Welche Herausforderungen stehen afrikanischen Frauen heute noch im Weg, um ihre volle Stärke und Gleichberechtigung zu erreichen?

Trotz der Bemühungen um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist die Kultur ein großes Hindernis bei der Verwirklichung der Gleichstellung. In Afrika werden die Frauen als "Untergebene" der Männer erzogen. Das erklärt, warum die besten Entscheidungen als die von Männern getroffen angesehen werden. Trotz ihrer Ausbildung müssen sich Frauen immer noch an die Entscheidungen und Regeln halten, die von Männern aufgestellt werden. Die Abschaffung der schädlichen kulturellen Praktiken hat die Gewalt gegen Frauen beseitigt, aber die "afrikanische" Kultur bleibt bestehen. Das ist auch der Grund, warum die Afrikaner denken, dass die Gleichstellung der Geschlechter eine westliche Kultur ist, die den Schwarzen aufgezwungen wird, und daher der Widerstand sowohl von Männern als auch von Frauen in einem bestimmten Kontext.

Welche Rolle spielen Bildung und wirtschaftliche Unabhängigkeit bei der Förderung der Rechte und Möglichkeiten von Frauen in Afrika?

Bildung ist ein sehr wichtiger Aspekt in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter. Sie ermöglicht es den Frauen nicht nur, in den Arbeitsmarkt einzutreten, sondern verbessert auch ihr Verständnis für Probleme und verändert ihr Denken. Ein gebildeter Mensch kann besser argumentieren als ein ungebildeter, und es fällt ihm leichter, sein Verhalten gegenüber einer schlechten Praxis zu ändern. Durch Bildung lernen Frauen ihre Rechte und Pflichten kennen. Wenn Frauen ins Erwerbsleben eintreten, werden sie wirtschaftlich unabhängig. Dadurch wird häusliche Gewalt oder Gewalt in der Partnerschaft verringert oder beseitigt, da die Frau für alle ihre Bedürfnisse aufkommt, die sonst vom Mann abhängen würden. Geschlechtsspezifische Gewalt kann beseitigt werden, wenn alle Frauen so gebildet und wirtschaftlich unabhängig werden wie die Männer, denn es scheint, dass Frauen in gewalttätigen Familien überleben müssen.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen in Afrika und auf der ganzen Welt mitteilen, die nach Inspiration und Unterstützung suchen?

Der Kampf gegen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beginnt von innen heraus. Wenn eine Frau an sich selbst glaubt, dass sie etwas tun oder erreichen kann, wird sie in der Tat etwas Außergewöhnliches erreichen. Wenn man auf sich selbst herabschaut, zweifeln auch andere Menschen an den eigenen Fähigkeiten. Glaube als ein junges Mädchen oder eine Frau an dich selbst und fordere Männer heraus, damit andere Menschen Sie als Beweis für ihre Möglichkeiten nutzen können. Es ist wichtig, dass jede Frau bei jeder Aufgabe, die auf sie zukommt, Selbstwirksamkeit zeigt, da es für ein Mädchen/eine Frau, das/die Potenzial zur Bewältigung von Aufgaben zeigt, einfacher ist, entdeckt und unterstützt zu werden, als für ein Mädchen/eine Frau, das/die darauf wartet, unterstützt zu werden, nur weil es eine Frau ist. Gemeinsam können wir eine gleichberechtigte Welt erreichen.

Danke für das Interview.

Vitu betreut unsere Projekte in Malawi. Insbesondere in Kanthunkhama sorgt Sie dafür, dass die Kleinstbäuerinnen und Kleinstbauern ihre Felder nachhaltig bewässern können und so ihre Familien besser ernähren können. Durch bodenschonende Anbaumethoden wird die Ernährung zudem nachhaltig gesichert. In 2024 starten wir zudem ein weiteres Projekt in Mtendere, das ebenfalls die gleichberechtigte Stärkung von Kleinstbäuerinnen und Kleinstbauern zum Ziel hat.