Psychische Entlastung für Eltern und Kinder
Tagsüber fahren die Lastwagen mit Schutt durch die Straßen Antakyas. Die fundamental zerstörten Häuser werden seit Monaten abgetragen. Da, wo leere Flächen zu sehen sind, standen mal Gebäude. Da wo Gebäude zu sehen sind, wird es bald leere Flächen geben. Kaum ein Haus kann saniert werden. Annähernd die gesamte Stadt muss abgerissen werden. Glück hatten die, deren Gebäude durch die Stahlkonstrukte so lange stehen blieben, bis sie entfliehen konnten. Fünf Monate nach dem Erdbeben werden noch immer Leichen geborgen. Nach wie vor liegt der Geruch von Fäulnisgasen in der Luft. Katzen und Hunde laufen abgemagert durch die Straßen. Es ist niemand mehr da, der sie versorgt. Nachts wird es still. Diejenigen, die noch in ihrem Haus leben könnten, haben Angst. Es ist zu still.
„Ich verfahre mich ständig, weil fast alle Orientierungspunkte weg sind“, erzählt David, Schulleiter des Kollegs. Seine Eltern waren verschüttet. Es hat Tage gebraucht, bis man sie erreicht hat. Er lebt nun selbst in einem Container und arbeitet den gesamten Tag, um Spendengelder für den Betrieb seiner Schule zu bekommen. Er ist selbst auf Unterstützung angewiesen, besorgt sich sein Essen in den Suppenküchen. Das Studium seiner Tochter kann er aus eigener Kraft nicht mehr bezahlen. Seine Stütze ist sein Lebenswerk - das Ekin Kolleg. „Wir haben nach dem Erdbeben durch Spenden Zelte aufstellen können und ein Freizeitangebot für die Kinder gemacht. Hier, bei uns, fingen die Kinder wieder an zu lachen. Ich vermisse die Kinder, die durch das Gebäude rennen. Kinder halten uns Erwachsene jung.“, erzählt er Gedanken versunken. Sein Ziel ist es, die Schule zum 8. September 2023 wieder zu eröffnen, indem er Stipendien vergibt für Kinder, deren Eltern durch das Erdbeben Beruf, Zuhause und im schlimmsten Fall Geschwisterkinder verloren haben.
Ein besonderer Fokus soll auf Kinder gelegt werden, die durch das Erbeben eine körperliche Behinderung haben. Einige haben Gliedmaßen verloren. Wieder in die Schule zu gehen, bedeutet für die Kinder, dass sie raus aus den Trümmern kommen, denn die Schule liegt auf einem Hügel. Von hier oben sieht man die Zerstörung kaum. Zudem werden die Eltern entlastet, finanziell durch das Stipendium und weil sie wissen, dass es für sie in Antakya weitergehen kann. Jede Schule, die wieder aufmacht, und jedes Geschäft, das wieder verkauft, ist ein Stück Hoffnung für die Menschen. Nicht zuletzt erhalten rund 75 Lehrkräfte wieder einen Job und damit ein Gehalt.
Unser Ziel und Ihre Spende
Antakya ist ein besonderer Ort. Er ist die Heimat alter Gemeinden und Menschen unterschiedlichster ethnischer und religiöser Herkunft, die friedlich zusammenleben. Familien mit Kindern, die den Fortbestand der Gesellschaft gewährleisten, verließen nach dem Erdbeben die Stadt, um ihre Kinder in Sicherheit zu wissen. Damit diese Familien zurückkommen und andere die Stadt nicht verlassen, braucht es Bildungsmöglichkeiten. Familien, die in der Stadt durch den Zugang zu Bildung für ihre Kinder eine Zukunft sehen, werden damit beginnen, einen Beitrag für die Stadt zu leisten, in der sie leben. Mit Ihrer Spende helfen Sie dabei, dass ein friedlicher Ort wieder lebenswert wird und die Kinder ihr Trauma überwinden und wieder Hoffnung schöpfen. Die Schule ist für sie ein sicherer Hafen, in dem sie lernen und mit Freunden Zeit verbringen. Ihre Lehrerinnen und Lehrer sind wichtige Bezugspersonen. Die meisten der Lehrkräfte setzen sich seit dem Erdbeben unentgeltlich für die Kinder ein, obwohl auch sie fast alle eine schwere Last tragen. Auch sie werden durch Ihre Spende unterstützt.
Bisher können wir rund 75 Stipendien finanzieren. Wir hoffen sehr auf die Unterstützung weiterer Organisationen und Privatspenden. Das Ziel sind 350 Stipendien für ca. 30 Kindergartenkinder, 100 Grund-, 100 Mittel- und 120 Gymnasialschülerinnen und -schüler. Ein Stipendium kostet rund 2.500 Euro für ein Schuljahr.
Unsere Aktivitäten im Überblick:
Mit dem Projekt leisten wir einen Beitrag zur psychischen Gesundheit der vom Erdbeben betroffenen Menschen in Antakya sowie zum Wiederaufbau von Bildungseinrichtungen nach dem Erdbeben vom 06.02.2023. Unser Ziel ist es, dass 350 vom Erdbeben betroffene Kinder, die aufgrund der schwierigen Situation keine Schule besuchen könnten, das nächste Schuljahr erfolgreich abschließen und ihre Traumata besser bewältigen. Dazu arbeiten wir auf folgende Ergebnisse hin:
- 350 Kinder besuchen die Schule und nehmen an hochwertigem Unterricht teil
- 74 Lehrerinnen und Lehrer sowie die Verwaltungskräfte haben wieder ein Einkommen (bei 600 Kindern: 350 mit Stipendium und 250 Selbstzahlende)
- 350 Kinder werden pädagogisch betreut und erhalten Unterstützung bei Problemen
- 350 Kinder erhalten täglich eine Mittagsspeise
- 350 Kinder werden mit Schulbüchern unterstützt und bei Bedarf werden die Gebühren für den Schulbus finanziert.
Partnerorganisation: Hatay Yardım İnisiyatifi Derneği (HAYİ) - Der Hatay Hilfe initiative Verein und Ekin Kolleg Defne
Das Projekt wird unterstützt durch: NAK Westdeutschland