Fehlendes Wasser verursacht Hunger und Chancenungleichheit
Die Bezirke Busia und Bungoma im Westen Kenias gehören zu den ärmsten Regionen des Landes. Landwirtschaftlicher Anbau bietet für die meisten Bewohnerinnen und Bewohner die einzige Einnahmequelle. Obwohl die Region natürliche Wasservorkommnisse hat, fehlt es den Menschen an Möglichkeiten dieses Wasser zu erreichen, es zu fassen und für die landwirtschaftliche Produktion sowie den Eigenverbrauch zu nutzen. Die natürlichen Wasserquellen sind oft ungesichert und führen daher verschmutztes Wasser. Die bereits vorhandene Trinkwasserinfrastruktur, wie Brunnen, liegt oft trocken oder führen ebenso verschmutztes Wasser. Grund sind der gesunkene Grundwasserspiegel und dass beim Bau der Infrastruktur nicht darauf geachtet wurde, dass die Menschen das nötige Wissen zur Wartung erhalten und Möglichkeiten, um Einkommen zu verdienen, mit dem sie die Kosten tragen können. In diesem Zusammenhang wird häufig von „Ownership“ gesprochen. Auch Toiletten gibt es kaum, sodass die Menschen ihre Notdurft in der freien Natur verrichten. Dieser Umstand verunreinigt das Wasser ebenso und führt zu (vermeidbaren) Durchfallerkrankungen.
An den Schulen zeichnet sich ein ebenso prekäres Bild ab: Es sind keine gesicherten Wasserquellen, keine bis geringe Mengen an Nahrungsmitteln und nur unzureichende Sanitäreinrichtungen vorhanden. Die Schülerinnen und Schüler verbringen meist den gesamten Tag in der Schule oder leben sogar im Internat. Hunger und Durst erschweren den Schülerinnen und Schülern das Lernen, weil sie sich nicht konzentrieren können. Den Lehrkräften geht es oft nicht besser, denn ihre Entlohnung ist schlecht. Meist essen sie dasselbe wie die Lernenden. Insbesondere in den dörflichen Schulen ist das Budget sehr gering, sodass die Nahrungsmittel wenig nähstoffreich ausfallen. Auch die Toilettensituation ist meist mangelhaft. Umliegende Büsche dienen als Ersatz. Für Mädchen ist diese Situation besonders problematisch: Sie haben keine Privatsphäre für ihre Menstruationshygiene, schämen sich dafür und fehlen dadurch sehr oft in der Schule oder brechen ihre Schulausbildung gar ab. Der Bau von geeigneten Sanitäreinrichtungen erhöht daher ihre Bildungschancen sehr.
Eine schlechte Bodenqualität führt zu Hunger
Durch die jahrelange massive und dauerhafte Bepflanzung der Böden mit Zuckerrohr und Tabak hat sich die Bodenqualität im Westen Kenias sehr verschlechtert. Es fehlte an ausreichendem Wissen über boden- und umweltschonende Anbaumethoden. Neben den langen Trockenzeiten führt die zunehmende Verbreitung und Nutzung von mineralischen Düngern zur Nährstoffarmut des Bodens, Bodendegradierung, einem hohen Grad an Bodenerosion sowie einer Übernutzung der Flächen. Der Boden verliert seine natürliche Fähigkeit, das Regenwasser zu speichern und kann langfristig nicht mehr für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden. Das sich wandelnde Klima zeigt zusätzlich negative Auswirkungen: Ausbleibende und veränderte Niederschläge und steigende Temperaturen erhöhen die weitere Gefahr der Bodendegradierung sowie -erosion. Eine unzureichende Vegetation und Waldbedeckung sorgen außerdem für steigende Temperaturen und Bodenunfruchtbarkeit. Aufgrund dieser Faktoren bleibt zumeist die langersehnte Ernte aus. Fehlende Nahrungsmittel müssen teuer dazugekauft werden und wenn die finanziellen Mittel für den Einkauf nicht ausreichen, müssen die Haushalte hungern.
Gemeinsam sorgen wir für eine sichere Ernährung
Um Wasser effektiv und sicher zu nutzen, werden 30 Wasserentnahmestellen gebaut oder saniert, 30 Gemüsegärten (20 Gemeinschaftsgemüsegärten, 10 Schulgärten) etabliert und 10 Fischteiche angebaut. Neben der Ausstattung stehen Schulungen zu einem nachhaltigen Ernährungssicherungsprojekt, u.a. zur ökologischen Landwirtschaft und einem nachhaltigen Wassermanagement, auf der Agenda. Diese Maßnahmen werden in Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern durchgeführt, die unter anderem das Land zur Verfügung stellen und tatkräftig mit anpacken.
Die teils solarbetriebenen Wassersysteme, die wir errichten erfüllen mehrere Zwecke:
- Effektiver und ganzjähriger Nahrungsmittelanbau durch eine Tröpfchenbewässerung der Gemeinschaftsgärten
- Trinkwasserversorgung
- Befüllung von angelegten Fischteichen
Für jede Wasserstelle wird ein Wasserkomitee gegründet, das für die Verwaltung der Wasserstelle, der Organisation der Wasserentnahme sowie für die nachhaltige Nutzung und Instandhaltung verantwortlich ist. Die Komitees werden in einer Schulung dafür ausgebildet und sorgen dafür, dass die Nutzerinnen und Nutzer monatliche Beiträge zahlen, damit langfristig Wartungsarbeiten finanziert werden können.
Ein höheres Einkommen erhalten die Menschen durch die Ernte aus dem Gemüseanbau und der Fischzucht. Der Verkauf findet direkt an den Gruppengärten bzw. -teichen statt. So werden Nachernteverluste durch inadäquate Lagerung vermieden. Die Einnahmen fließen in die Sparfonds der teilnehmenden Gruppen, eine Art Bank, dessen Kapital sich durch Einnahmen und ein Spar-Kreditsystem stetig erhöht. So sind die Menschen in der Lage den Erhalt ihrer Infrastruktur selbstbestimmt sicherzustellen.
Verbesserte Bildungsmöglichkeiten durch Wassereinrichtungen
An 10 Schulen werden Regenwassersysteme errichtet, damit Schulgärten bewirtschaftet werden können, die die Ernährung der Schülerinnen und Schüler sicherstellen. Das Lehrpersonal mobilisiert die Lehrenden durch die Gründung von Landwirtschaftsclubs, in denen die Schülerinnen und Schüler landwirtschaftliche Kompetenzen erwerben und Verantwortung für die Pflege, Instandhaltung sowie Ernte der Schulgärten und Nahrungsmittel übernehmen. Durch die Ernte aus den eigenen Schulgärten erhalten die Schülerinnen und Schüler eine ausreichende und nährstoffreiche Versorgung und müssen während ihrer Schulzeit nicht mehr hungrig lernen.
An den 10 Schulen werden zudem Sanitäreinrichtungen gebaut. Die sogenannten VIP-Latrinen (Ventilated Improved Pit Latrines) verbessern die Situation ungemein: Durch Ventilationssysteme werden Gerüche sowie Fliegenbelästigung vermieden. Menstruierende Mädchen müssen sich nicht mehr für ihre Hygiene schämen und können diese auf den geschlechtergerechten Schultoiletten durchführen. Sie fehlen weniger in den Unterrichten und haben dadurch bessere Bildungschancen als zuvor. Der Bau der Anlagen verhilft außerdem dazu, dass die Kinder ihre Notdurft nicht mehr öffentlich verrichten müssen und durch das Wasser kann eine angemessene Hygiene eingehalten werden. Durchfallerkrankungen werden so eingedämmt. Die Eltern der Schülerinnen und Schüler und die Schulen beteiligen sich am Bau der Latrinen mit Arbeitszeit und der Bereitstellung lokaler Materialien. Auch dies ist ein wichtiger Bestandteil, um eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen.
Partnerorganisation: KUMEA (Kujenga Maisha East Africa)
Unsere Maßnahmen im Überblick:
- Rund 75.000 Menschen steht durch 30 Wasserstellen ganzjährig ausreichend sauberes und sicheres Wasser zum Trinken, der Fischzucht und dem Gemüseanbau zur Verfügung.
- Die Bewirtschaftung von mit Wassersystemen erschlossenen 20 Gemeinschaftsgemüsegärten und 10 Schulgärten, sowie 10 Fischteiche ermöglichen eine nachhaltige und sichere Ernährung.
- Projektteilnehmende sind in der Lage nachhaltig, effektiv, umwelt- sowie bodenschonend Landwirtschaft zu betreiben. U.a. bildet Agroforstwirtschaft einen Bestandteil der Gruppen- und Schulaktivitäten.
- Die Schülerinnen und Schüler der 10 Zielschulen haben die Möglichkeit auf geschlechtergerechte hygienische Sanitäreinrichtungen zurückzugreifen und die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner der Zieldörfer lernen das Prinzip der Arborlootoiletten kennen.